Wer bilingual aufwächst, kennt die Vorteile der Mehrsprachigkeit und ist bereit auch noch weitere Sprachen zu erlernen. Darauf setzt die neue Jugendwebsite des Goethe-Instituts „Todo Alemán“. Das interaktive Portal richtet sich an Jugendliche in den USA, Kanada und Mexiko.
„Todo Alemán“ kann man mit „Alles, was Deutsch ist“ übersetzen, kann aber auch als „To do Alemán“, also „Deutsch Tun“, gelesen werden. Todo Alemán ist ein Teil des „Sprachen ohne Grenzen“-Projekts, mit dem das Goethe-Institut weltweit für den Mehrwert der Mehrsprachigkeit und kulturellen Pluralismus wirbt. In den USA geht das Goethe-Institut dabei neue Wege: „Das Rennen mit Spanisch als Zweitsprache ist hier nicht zu gewinnen; vielmehr sollen Jugendliche Deutsch als eine attraktive Wahl in einer Welt der Vielsprachigkeit sehen und als eine Chance, zu globaleren Bürgern zu werden“, sagt Michael Höfig, Projektleiter und kreativer Kopf von Todo Alemán.
Fußball steht im Mittelpunkt
Kernzielgruppe der Website sind Jugendliche aus lateinamerikanischen Migrantenfamilien, die bereits Spanisch und Englisch sprechen und aufgrund ihrer persönlichen Geschichte oft ein stärkeres Interesse am Erlernen von Fremdsprachen haben. Todo Alemán ist dreisprachig: Deutsch, Englisch und Spanisch. So bietet die Website auch denjenigen etwas, die vielleicht nicht sofort zum Deutschlernen zu bewegen sind, sich aber für „alles was Deutsch ist“ – vom Fußball über Mode bis zur Popmusik – interessieren.
Vor allem das Thema Fußball spielt eine wichtige Rolle. Höfig, der auch lizensierter Fußballtrainer ist, glaubt an die verbindende Kraft des runden Leders: „Fußball ist die Weltsprache Nummer eins. Fußball hat sich immer mehr zu einem Medium entwickelt, das die Welt verbindet. Wenn wir das Thema Fußball zu einem zentralen Element auf Todo Alemán machen, dann hat das hoffentlich einen ähnlichen verbindenden Effekt in der digitalen wie in der wirklichen Welt. Dabei geht es um mehr als nur den Sport; wir erzählen Geschichten rund um den Fußball, Geschichten von Menschen und Kulturen.“
Wie Facebook, aber mit gezielten Impulsen
Insbesondere Berichte über nord- und südamerikanische Fußballstars in der deutschen Fußball-Bundesliga sollen junge „Soccer“-Fans auf die Seiten von Todo Alemán locken. Um ihnen exklusive Inhalte anbieten zu können, kooperiert man mit der Deutschen Fußball Liga GmbH, die in Deutschland den Spielbetrieb des Profi-Fußballs organisiert.
Todo Alemán übernimmt Elemente populärer sozialer Netzwerke wie Facebook, MySpace oder StudiVZ: In der Rubrik „My Club“ können die Schülerinnen und Schüler sich einloggen, miteinander kommunizieren, Videos und Fotos austauschen. Der Unterschied zu kommerziellen Netzwerken ist, dass auf Todo Alemán ein Redaktionsteam des Goethe-Instituts mit gezielten Impulsen kreative Projekte anstößt. Im Sommer 2009 etwa veranstaltet die Redaktion einen Wettbewerb, bei dem die Jugendlichen eine eigene Telenovela schreiben und drehen sollen.
In einer Pilotphase haben Lehrerkräfte an Highschools und Colleges in Florida mit ihren Klassen Todo Alemán getestet. Aus der Pilotphase entstand sogar eine erste Erfolgsgeschichte: Floridas erste „grüne“ Schule, das Terra Environmental Research Institute in Miami nahm aufgrund der Arbeit mit Todo Alemán Deutsch in das Curriculum auf. „Deutsch als Fremdsprache passt einfach perfekt zu einer Schule, die sich selbst unter das Motto ‚Umwelt und Technologie‘ stellt“, sagt Juan Carlos Morales, Deutschlehrer und -koordinator an Floridas grüner Vorzeigeschule.
Lernen 2.0
Damit nicht nur die Schülerinnen und Schüler auf Deutschland und seine Sprache neugierig werden, sondern Deutschunterricht auch von amerikanischen Highschools und vor allem Colleges als attraktive Option wahrgenommen wird, sind neben dem Launch von Todo Alemán noch andere Bemühungen notwendig. „In der Lehrerfortbildung setzen wir ganz konsequent auf handlungsorientierte Konzepte. Wir zeigen den Deutschlehrern, wie sie den Unterricht so ansprechend, modern und interaktiv gestalten, dass auch die nächste Schülergeneration Deutsch als Fremdsprache wählt, eben weil bekannt ist: In den Deutschklassen ist was los, Deutsch lernen macht Spaß.“, erklärt Michael Höfig.
Doch als unverbindlichen Anstoß mit Fun-Faktor will der Unterrichtsexperte Todo Alemán nicht verstanden wissen. Vielmehr sieht er in Angeboten wie Todo Alemán einen Baustein einer neuen Lernphilosophie, die konsequent auf Interaktivität setzt. „Schließlich haben wir es mit der Web-2.0-Generation zu tun; und da ist es wichtig, dass wir die Jugendlichen in dem Medium ansprechen, in dem sie sich wohlfühlen und sicher bewegen.“
Copyright: Goethe-Institut e. V., Online-RedaktionSeptember 2009
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