Ich arbeite nun seit 3 Jahren in einem Zentrum von politischen Fluechtlingen und Opfer der Tortur als Kunst-Therapeutin.
Zum Karneval wird in dem Wohnviertel, wo das Zentrum liegt, ein Umzug veranstaltet, wobei dieser immer am Zentrum vorbeikommt, um die "Jungens" (so nennen wir liebevoll unsere Fluechtlinge) abzuholen. Sie haben ihre Trommeln und dann beginnt der Spass erst wirklich. Diese afrikanischen Rhytmen gehen ins Blut. Wir tanzen die Strasse runter, die Leute schauen verwundert und neugierig. Zu sagen ist allerdings, dass es nicht so einfach ist, die "Jungens" dazu zu bewegen, in dem Umzug mitzugehen. Sie haben Angst zu stoeren, sie haben Angst aufzufallen, sie haben Angst, dass ein Streit ausbricht, sie haben Angst einfach unter den Menschen zu sein, Angst zu sein ... schwer zu ueberwinden.
Andere wieder nehmen daran teil und vergessen fuer einen Moment alle Probleme.
Neben mir geht ein junger Afrikaner. Ich sehe, dass er schwer hinkt und kaum dem Schritttempo des Umzuges mithalten kann. So verlangsame ich meinen Schritt, um ihn nicht alleine zu lassen. Er laechelt schuechtern, freut sich aber ueber das Fest.
Er hat meinen Blick aus seine Beine wohl gesehen ... er meint, sie haben mir die Beine gebrochen in der Tortur ... Was mich so trifft, ist sein ruhiger und freundlicher Blick fuer jeden. Seine LEBENSFREUDE. Sein innerlicher Frieden ... er will nur Frieden in die Welt tragen! Ich sehe in seinen Augen nicht den geringsten Hass ... nur Frieden und Freude! Trotz des unvergesslichen Schmerzes, der Todesangst, die er gelebt hat.
Was habe ich gelernt in diesem Karnevals-Umzug so GANZ ANDERS? Wie oft streiten wir wegen Kleinigkeiten, wegen einem NICHTS ... und wie oft tragen wir GROLL in uns wegen NICHTS ...
ein Karneval wo ich die MASKE DES GROLLS verloren habe... ich hoffe fuer immer.
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